Es regnet in dieser maroden Stadt. Marode ist sie an den besten Stellen, mit feuchten Wänden und beschlagenen Schaufensterscheiben, nicht von Feuchtigkeit, beschlagen von Staub und so geschützt vor all den undurchdringenden Blicken, Schaufenster voll Tand, fett bestrichen mit mikroskopischen Sedimenten all der vergangenen Jahrzehnte, die dort, wo sie nun kleben, doch nie richtig stattfanden. Der Regen gab längst auf, an diesen Spuren zu wischen, sinnlos. Ist er doch ohnehin effizienter, das Reine, das Weisse nebenstehende, ein paar Strassen weiter, umso hübscher aufzupolieren. Was frisch gereinigt ist, das glänzt im Regen, was vor Staub starrt, schleimt nur umso schlimmer.
Er tropft auch auf die etwas zu grossen Anzüge zweier Primaner, das Einzige, was ihnen so recht passt, ist das rote Einstecktuch, und verwischt die Tränen im Gesicht des einen, vermischt sich mit David Guetta und dem Geschrei aus dem Palais am Burgring, mit dem Rauch der Zigarette des Türstehers, der sicher nicht hier wohnt. Und sie fragen nach einem Taschentuch. Klar, hier, es ist mein Letztes.
Also den Sinn in einem Raum für Theater, für Tanz, für Performance suchen, wenn die Stadt eine Bühne ist, ja praktisches Blickregime, darum geht es sicher. Ein trockenes Dach über dem Kopf und feste Türen, die die frühsommerlichen Wiesenpollen aussperren. Einen Abend sehen, der von der Strasse handelt, vom Leben auf ihr, dann noch in einer anderen Stadt, auf einem anderen Kontinent, 16 Flugstunden und 5 Zeitzonen weit westlich, Südamerika. Die Strassen von Rio auf eine schwarz ausgelegte Bühne bringen, mit abwischbarem Tanzboden, auf dem Schuhe Spuren hinterlassen, anders als die Strasse, die Spuren auf den Schuhen hinterlässt. Es ist die Abstraktion, die Schönheit der Abstraktion, die nur so deutlich wird, im Sezieren dessen, was nicht übertragbar ist, was immer anders bleiben muss und doch – wenn überhaupt nur als Fragment transportabel ist. Die Gewalt der Abstraktion. Ein loses Schlagzeug verliert seinen Takt und bleibt doch Rhythmus, reiner Rhythmus (Polyrhythmus?) und so sind es auch die Körper, die etwas zitieren, was hier niemals war und doch mehr sind als nur verwischte Spuren. Wir sind hier, weil ihr da wart. (Vielleicht stimmt das aber hier auch nicht). Es gibt etwas Greifbares in diesem Unwissen und es ist meine eigene Vorstellung, meine Fiktion. Zu nichts habe ich eine eigene Relation, ich projiziere nur und glaube dennoch, zu verstehen. Oder zumindest das Gefühl, es überträgt sich etwas. Der Kontrast zwischen stuckverzierten Decken und dem Zitat. Danach tanzt ein junger Mann an der Garderobe vor seiner Begleitung –